Nach Volketswil wird auch Dübendorf sein Amtsblatt neu ausschreiben. Die vorgebrachten Gründe ähneln sich in beiden Gemeinden: Parteien und Vereine wollen, dass ihre Leserbeiträge generell und natürlich ungekürzt abgedruckt werden. Diese Forderung ist an sich schon recht problematisch. Abgesehen von bezahlter Werbung sollte alles, was in einem Amtsblatt steht, für die Öffentlichkeit irgendwie relevant und inhaltlich ausgewogen sein. Setzt man hier auf die Selbsteinschätzung der Leserbrief-Verfasser, ist Wildwuchs vorprogrammiert. Und gerade Parteien sollte man aus Prinzip keine derartige Carte Blanche ausstellen.

In Volketswil hat man bereits bekommen, was man wollte: Die neuen Volketswiler Nachrichten drucken seit eineinhalb Jahren alle zwei Wochen alles ungekürzt ab, was Parteien und Vereine einsenden. Zudem wacht ein zwölfköpfiger Redaktionsausschuss über den Inhalt der Zeitung. Darin vertreten sind neben dem Gemeindepräsidenten und der Schulpflege auch die Kirchenpflege, mehrere Vereine und der Präsident der örtlichen FDP. Bei so viel Lobby wundert es nicht, dass auch im redaktionellen Teil dieser Zeitung keine Kontroversen Platz finden.

„Volketswiler Nachrichten“ gehören SVP-Altnationalrat

Amtsblätter und Gratiszeitungen im Besitz von C. Blocher und W. Frey (Grafik: Grüne Dübendorf)

Amtsblätter und Gratiszeitungen im Besitz von C. Blocher (rot, weinrot) und W. Frey (braun, weinrot). Dübendorf ist grün hervorgehoben. (Grafik: Grüne Dübendorf)

Doch ohne diesen Redaktionsausschuss wäre vielleicht alles noch viel schlimmer: Herausgeber der VoNa ist nämlich die Lokalinfo AG von SVP-Urgestein Walter Frey. Er kontrolliert mittlerweile zahlreiche Amtsblätter und Gratiszeitungen in und um Zürich. Das ist aber nichts im Vergleich zur Zeitungshaus AG seines alten Freundes Christoph Blocher, welche seit kurzem ihre Zeitungen im Unterland und der Region Winterthur flächendeckend verteilt. Die Briefkästen von Zürich, Kloten und Glattfelden werden gleich von beiden Herren regelmässig beliefert. Die Idee zur Neuausschreibung hier in Dübendorf kam übrigens von der örtlichen SVP. Ein Schelm, wer böses denkt.

Wer immer das Beste will, verliert darüber das Gute. Der Glattaler verdient keinen Pulitzer-Preis. Aber für eine Zeitung dieser Grösse leistet die Redaktion gute Arbeit, gerade weil sie nicht immer das schreibt, was wir gerne lesen würden.

David Siems, Präsident Grüne Dübendorf