Vor einigen Jahren hatte ich beim Schulhaus Grüze eine merkwürdige Begegnung. Ein Jugendlicher an dem ich vorbeilief, machte eine antisemitische Bemerkung. Ich sah mich verdutzt um. Nach einem Moment realisierte ich, dass ich mit meinem schwarzen Herrenhut und Mantel wohl ein bisschen so aussah wie ein aschkenasisch-orthodoxer Jude: Ich war gemeint.
Ich glaube, dass solche Erfahrungen für Nichtjuden wie mich sehr wertvoll sein können. Sie schärfen unser Bewusstsein dafür, wie gefährlich es sein kann, als jüdisch gelesen zu werden. Mir geht es jedenfalls so.
Spätestens die Attacke von Selnau hat klar gemacht, dass die antisemitische Radikalisierung von Jugendlichen nicht unterschätzt werden darf und unsere Schulen hier einen entscheidenden Beitrag zur Prävention leisten können. Der Israelitische Gemeindebund hat deshalb schon 2002 das Projekt Likrat ins Leben gerufen: Jüdische Jugendliche besuchen Schulklassen, klären dort auf und bauen so Vorurteile ab.
Kiki Jungfer (Grüne Schwerzenbach) und ich haben in diesem Zusammenhang eine Anfrage an die Sekundarschulpflege Dübendorf-Schwerzenbach eingereicht. Ich hoffe, dass ähnliche Anfragen an weitere Schulpflegen unseres Bezirks gestellt werden und Präventionsarbeit gegen Antisemitismus überprüft oder neu eingeführt wird.
David Siems, Grüne Dübendorf
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