Mit jedem überbauten Quadratmeter geht in der Schweiz Lebensraum für Pflanzen und Tiere verloren. Die fortschreitende Verdichtung Dübendorfs bietet jedoch auch Chancen: So können im öffentlichen Raum und an und um Bauten ökologische Nischen geschaffen werden, die einheimischen Pflanzen und Kleintieren als Zuhause dienen. Neben dem ökologischen Gewinn bieten die Aufwertungen auch ästhetisch einen Mehrwert. Ebenso kann die Aufenthaltsqualität erhöht werden, 2.8. wenn Spielplätze naturnah gestaltet werden. Damit wird die Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten auf unseren Grünflächen gefördert und Boden, Grundwasser und Luft werden vor schädlichen Einflüssen geschützt. Gleichzeitig eignet sich eine aktive Förderung einheimischer Pflanzen und Tiere, um die Anpflanzung invasiver Arten / Neophyten einzudämmen.

Der Aufwand kann klein gehalten werden, es geht um Promillebereiche der Bausumme resp. kann „Natur am Bau“ auch „Kunst am Bau“ ergänzen oder sogar ersetzen. Die Mehrkosten gegenüber konventionellen Infrastrukturen sind vernachlässigbar. Bei Hochbauten sind zum Beispiel Nisthilfen für Vögel, Fledermäuse und Wildbienen, der Bewuchs von Fassaden mit einheimischen Kletterpflanzen oder Nischen für Frösche und Kröten denkbar. im öffentlichen Raum können 2.8. Verkehrsbegleitflächen mit einheimischen Pflanzenmischungen angesät werden oder Spielplätze attraktiv gestaltet werden.

Die Anfragenden anerkennen die Leistungen der Stadt Dübendorf mit dem „Leitfaden für Garten- und Umgebungspflanzen“. Die Praxis zeigt aber, dass die Umsetzung noch aktiver angegangen werden könnte.

In diesem Zusammenhang möchten wir dem Stadtrat folgende Fragen stellen:

Grüne: Wie fördert die Stadt Dübendorf einheimische Pflanzen und Tiere im Siedlungsgebiet? Resp. wie macht sie die lnhalte des Leitfadens bekannt?

Stadtrat: Das Vorkommen einheimischer Tier- und Pflanzenarten kann im Siedlungsgebiet in erster Linie durch die Bereitstellung von naturnahen, sorgfältig gestalteten Umgebungs- und Grünflächen gefördert werden. Dabei sind sowohl die öffentliche Hand wie auch Private gefordert. Die Stadt bemüht sich, im Rahmen ihrer Einflussmöglichkeiten – so z. B. beim Erlass von Gestaltungsplänen oder Baubewilligungen – eine qualitativ gute Umgebungsgestaltung mit einheimischen Gehölzen einzufordern. Als Unterstützungshilfe für Bauherren dient dabei der erwähnte Leitfaden.

Im Rahmen des Vernetzungsprojekts der Stadt Dübendorf wurden diverse einheimische Ziel- und Leitarten aufgrund der faunistischen und floristischen Vorkommen auf dem Gemeindegebiet Dübendorf festgelegt. Das Vernetzungsprojekt wurde 2006 zum ersten Mal zusammen mit dem Landschaftsentwicklungskonzept (LEK) erarbeitet (genehmigt durch die Baudirektion am 30. Juni 2006) und 2012 für die 2. Etappe 2012 – 2017 überarbeitet (genehmigt durch die Baudirektion am 18. April 2012). Entsprechend den Anforderungen dieser Ziel- und Leitarten, die gezielt gefördert werden sollen, wurden auch die Bewirtschaftungsmassnahmen definiert, welche die Landwirte auf ihren ökologischen Ausgleichsflächen erfüllen müssen, um die Vernetzungsbeiträge auszulösen. Die grosse Mehrheit der Dübendorfer Landwirte unterstützt diesen Weg und beteiligt sich am Vernetzungsprojekt.

Im Weiteren unterstützt die Stadt auch kleinere Projekte zur Verbesserung des Lebensraums z. B. das Anbringen von Nistkästen für Vögel oder Obstbaumpflanzungen Seit einigen Jahren werden zudem invasive Neophyten (gebietsfremde Pflanzen) starker bekämpft, um die Verdrängung von einheimischen Pflanzen zu verhindern.

Grüne: Kennt die Stadt Dübendorf die Standorte seltener oder bedrohter Pflanzen- und Tierarten in der Stadt? Werden diese Kenntnisse im Rahmen von Bauberatungen, Baubewilligungen u.ä. berücksichtigt?

Stadtrat: Dank der in der Erarbeitung des Vernetzungsprojekts vorgenommenen Artenerhebungen (Ziel- und Leitarten) ist das Vorkommen von seltenen oder bedrohten Tier- und Pflanzenarten in Dübendorf gut dokumentiert. Ergänzend dazu führt während den Jahren 2012 bis 2016 die Zürcherische Botanische Gesellschaft eine umfassende flächenhafte Kartierung der Flora des Kantons Zürich durch, wobei der Schwerpunkt auf der Dokumentation des Vorkommens seltener Arten liegt.

2010 wurde eine flächendeckende Inventarisierung aller Standorte von Gebäudebrütern wie Mauersegler, Mehlschwalbe und Dohle in Dübendorf in Auftrag gegeben. Mit dem vorhandenen Inventar werden eingereichte Baugesuche seitdem auf das Vorkommen von Gebäudebrütern überprüft und gegebenenfalls kann die Schaffung von Ersatznistplätzen verlangt werden. Die Stadt selber hat diesen Frühling an der Ostseite des Stadthauses Nistkästen für Mauersegler aufgehängt, um die durch den Abbruch der alten Gebäude auf dem Leepünt-Areal verlorenen Brutstandorte zu ersetzen.

Grüne: Sieht der Stadtrat den Bedarf, aber auch die Möglichkeit, „Natur am Bau“ oder „Natur findet Stadt“ in Dübendorf zu fördern? Könnte z.B. die Natur- und Heimatschutzkommission sich dem Thema annehmen? Oder könnte der erwähnte Leitfaden dafür ergänzt werden?

Stadtrat: Für die Anliegen des Naturschutzes ist die Abteilung Planung, unterstützt von der Naturschutzberaterin Käthy Angele, zuständig. Sie bringt die Anliegen des Naturschutzes bei Hoch- und Tiefbauprojekten der öffentlichen Hand ein und arbeitet hierfür eng mit den Abteilungen Hochbau und Tiefbau zusammen. Der Natur- und Heimatschutzkommission wird regelmässig Bericht erstattet. Auch wird seit mehreren Jahren ein regelmässiger Austausch mit dem Naturschutzverein Dübendorf gepflegt, mehrere seiner Anliegen konnten aufgenommen und umgesetzt werden. Die Rückmeldungen von Seiten der Landwirte, des Naturschutzvereins und weiterer Akteure auf die in den letzten Jahren im Naturschutz umgesetzten Massnahmen fallen überwiegend positiv aus.

Zusammengefasst sind die in der schriftlichen Anfrage erwähnten Anliegen erkannt und wurden bzw. werden bereits bei diversen Vorhaben der öffentlichen Hand eingebracht. Auf privater Seite ist der Anordnungsspielraum der Stadt für ökologische Aufwertungen beschränkt und wird vor allem beim Erlass von Gestaltungsplänen oder Baubewilligungen (Umgebungspläne) angewendet. Aufgrund dieser Erwägungen sieht der Stadtrat derzeit keinen Anlass für weitergehende Massnahmen.

Stefanie Huber, Gemeinderätin, GEU/glp & Stefan Kunz, Gemeinderat, Grüne Dübendorf

Die Anfrage und die Antwort des Stadtrates können Sie hier herunterladen.