Liebe Kolleginnen und Kollegen des Gemeinderates,
Sehr geehrte Stadträtinnen und Stadträte,
Geschätztes Publikum zu Hause

Mein Präsidiumsjahr beginnt in einer speziellen Zeit, wo wegen dem Corona-Virus alles ein bisschen anders ist als früher. Reto, dein Jahr als Präsident verlief sehr ungewöhnlich und auf Vieles musstest du verzichten. Du hast es aber mit Fassung getragen und hast dich immer wieder auf neue Situationen eingestellt. Vielen Dank für die Zusammenarbeit! Mal schauen, wie mein Jahr wird. Ich denke, auch im kommenden Amtsjahr wird noch einiges anders sein als sonst.

Gerne stelle ich mich in meiner Antrittsrede vor und erzähle von „meinem“ Dübendorf, wie ich hierherkam, was ich an unserer Stadt schätze und was mich bewegte, mich in der Politik zu engagieren.

Aufgewachsen bin ich in Rümlang im Zürcher Unterland, dann wohnte ich einige Jahre in Zürich. Als ich meinen jetzigen Mann kennenlernte, wohnte er schon in Dübendorf, er wuchs hier auf. Ich dachte mir: In Dübendorf könnte ich nie wohnen. Dübendorf hatte einen schlechten Ruf in meinem damaligen Umfeld, war verschrien als gesichtslose Agglomerations-Stadt. Als es in meiner WG in Zürich nicht mehr so gut lief, zog ich vorübergehend, wie ich dachte, zu meinem Freund und jetzigen Mann. Dann wurde ich schwanger, heiratete und blieb schlussendlich in Dübendorf.

Als junge Mutter suchte ich Anschluss in der Stadt und fand ihn im Familienzentrum, damals noch im Rinoldi-Haus zu Hause. Dort bot die Elterngruppe Dübendorf Chrabbelgruppen an. Ich lernte da viele Leute kennen und wurde bald als Aktuarin für den Verein Elterngruppe angefragt. Ich sagte zu. Das war sozusagen der Anfang meiner Dübendorf-Geschichte. Im Vorstand der Elterngruppe organisierte ich mit anderen Frauen zusammen Anlässe und Treffen für Familien mit kleinen Kindern. Zum Beispiel mit Tanja Boesch und Conny Schwarz, die heute auch im Gemeinderat sind. Ich präsidierte den Verein für einige Jahre, als Nachfolgerin von Tanja Boesch.

Die Elterngruppe führt das Freitagskafi, wo ich ein paar Jahre mit Freude mithalf. Man trifft sich da auf einen Schwatz, die Kinder können spielen. Eine grossartige Möglichkeit, Gleichgesinnte kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen, vor allem auch für Neuzugezogene. Immer wieder habe ich dort auch Leute, vor allem Frauen, kennengelernt aus anderen Kulturen. Wir gründeten das Café International, wo Kulturvermittlerinnen aktiv waren. Viele Frauen, die aus dem Ausland nach Dübendorf zogen, nutzten die Gelegenheit, um sich hier einzubringen und Leute kennenzulernen. Ich erinnere mich an unzählige Momente, wo ich erlebte, wie die Leute aus den unterschiedlichsten Kulturen miteinander in Kontakt kamen, und manchmal sogar Freundschaft schlossen. Toll waren auch die Multikulti-Zmittage, wo alle etwas mitbrachten und man dann gemeinsam die Köstlichkeiten genoss.

Heute bin ich nicht mehr aktiv im Verein Elterngruppe, da meine Kinder schon gross sind. Aber ich fühle mich ihm immer noch verbunden.

Das Familienzentrum war inzwischen ins Inside-Gebäude gezogen. Als der Kanton es aufgeben wollte, setzte ich mich dafür ein, dass die Stadt das Zentrum übernimmt. So kam ich erstmals direkt mit Politik in Berührung, ich lernte Leute aus der SP und von den Grünen kennen. Ich besuchte die Gemeinderatssitzung, wo das Familienzentrum-Geschäft diskutiert wurde und merkte, dass ich mich in der Lokalpolitik engagieren wollte. Ich fragte bei den Grünen an, weil ich dachte, dort könnte ich helfen bei der Aufbauarbeit. Die Grünen Dübendorf waren nur eine Handvoll Leute. So kam es, dass ich für die Grünen kandidierte und 2014 in den Gemeinderat gewählt wurde.

Meine Einstellung zu Dübendorf hat sich unterdessen grundlegend geändert. Nach und nach fühlte ich mich hier immer mehr zu Hause. Ich finde, Dübendorf hat eine gute Grösse, man kennt sich und doch hat man auch immer wieder Gelegenheit, neue Leute und neue Ecken der Stadt kennenzulernen.

Mein Mann und ich packten die Chance, in Stettbach mit einer anderen Familie ein Haus zu bauen. Seit 2008 wohnen wir in Stettbach und sind sehr zufrieden da. Wald und Bach sind vor unserer Haustür, wir können Schlangen und viele verschiedene Vögel beobachten. Uns gefällt auch der Dorfcharakter, der Stettbach hat, man kennt sich und schwatzt miteinander, wenn man sich auf der Strasse trifft. Der Ortsverein sorgt für viele Möglichkeiten, sich kennenzulernen oder die nachbarschaftlichen Beziehungen zu vertiefen.

Auch für unsere Kinder, die unterdessen 19 und 16 Jahre alt sind, ist Stettbach ein Glückstreffer.

Gerne erzähle ich Ihnen noch etwas über meinen beruflichen Werdegang und mein Freiwilligen-Engagement.

Mein erster Beruf war Hortleiterin, ich hatte das Hortseminar in Zürich besucht und arbeitete dann zehn Jahre als Hortleiterin in Höngg. Dann wollte ich mich beruflich verändern und machte einen Lehrgang in Journalismus. Ich schrieb unter anderem regelmässig für den Glattaler. In Bezug auf Dübendorf war das für mich eine wichtige Zeit, denn ich lernte unsere Gemeinde sehr gut kennen, hatte Einblick in verschiedene Organisationen, Betriebe und Vereine und lernte viele Leute kennen. Als Journalistin darf man (fast) alles fragen, so konnte ich meine Neugier stillen. Diese Tätigkeit war auch ein guter Ausgleich zur Arbeit zu Hause als Hausfrau und Mutter. Ich engagierte mich in dieser Zeit oft ehrenamtlich, in der Elterngruppe, wie schon erwähnt und im Naturschutzverein, wo ich im Vorstand war. Es gelang uns, eine Jugendgruppe auf die Beine zu stellen, die „Stadtfüchse“. Es freut mich, dass die Stadtfüchse jetzt durch die Wälder und Wiesen von Dübendorf schleichen und allerlei über die Natur lernen. Der Naturschutzverein ist immer noch wichtig für mich und ich besuche gerne die Veranstaltungen und helfe mit, wenn ich kann.

Ich habe mich in dieser Zeit auch am Projekt Bildungslandschaft der Stadt beteiligt, wo ich eine Arbeitsgruppe leiten durfte. Das war eine spannende Zeit, wir arbeiteten unter anderem daraufhin, die frühe Förderung für die Kinder in Dübendorf zu verbessern. Toll war, dass alle am gleichen Strick zogen und wir so wirklich viel erreichen konnten für unsere Stadt.

Meine eigenen Kinder waren unterdessen schon grösser und ich entschied, mich weiterzubilden in der Pädagogik. Ich absolvierte das Quereinsteiger-Studium an der Pädagogischen Hochschule in Zürich. Ich bin nun seit drei Jahren Primarlehrerin und seit einem Jahr ganz fertig ausgebildet. Im Moment unterrichte ich als Klassenlehrerin eine 5. Klasse in Schwamendingen. In der Zeit des Berufseinstieges mussten wir gleichzeitig die Diplomprüfungen in den einzelnen Fächern ablegen und diese Kombination war wahnsinnig streng. Ich klappte irgendwann zusammen, weil ich zu hohe Ansprüche an mich selber hatte, wie ich unterdessen weiss. Ich hatte ein klassisches Burnout – allerdings reagierte ich schnell und genügend früh, so dass ich relativ schnell wieder auf die Beine kam. Aber heute noch kommen manchmal Nachwehen aus dieser Zeit – obwohl es schon zwei Jahre her ist. Ich möchte aber diese Krise nicht missen, sie hat mich ein grosses Stück weitergebracht in meiner Entwicklung.

Das Unterrichten in der Schule ist herausfordernd, Tag für Tag, aber es macht mir viel Freude. Und ich arbeite Teilzeit, so habe ich sicher genügend Zeit für das Gemeinderatspräsidium.

Ich freue mich auf das Präsidiumsjahr! Speziell ist, dass ich die erste grüne Gemeinderatspräsidentin bin in Dübendorf.

Ich darf das Gemeinderatsbüro leiten und die Sitzungen des Gemeinderates führen. Sicher werde ich auch die Gelegenheit nutzen und die Gemeinderats-Kommissionen besuchen. Speziell freue ich mich darauf, Kontakte mit der Bevölkerung und der Verwaltung zu knüpfen und zu pflegen. Ich stelle es mir ein bisschen vor, wie als Journalistin des Glattalers, man darf überall ein bisschen reinschnuppern.

Ich hoffe, dass ich die Gemeinderats-Sitzungen zur Zufriedenheit aller leite. Ich werde mich inhaltlich natürlich zurücknehmen, da werden einige von euch sicher froh sein.

Ich mag, wenn es an den Sitzungen lebendig zu und her geht, es muss auch nicht immer alles nach Plan laufen. Das bin ich mich gewöhnt von der Schule her. Aber es soll immer anständig miteinander umgegangen werden, die Sache soll im Vordergrund stehen. Emotionen ja, aber es soll nicht auf Personen geschossen werden. Das sage ich meinen Schülerinnen und Schülern jeweils auch.

Ich komme zum Schluss von meiner Rede. Ich möchte mich an dieser Stelle bei euch, liebe Kolleginnen und Kollegen, bedanken, dass ihr mich gewählt habt. Danken möchte ich auch den Grünen und der SP für die immer gute Zusammenarbeit und den inspirierenden Austausch. Liebes Publikum zu Hause, auch euch ein herzliches Dankeschön für das Interesse. Dank einigen von euch, die mich gewählt haben, sitze ich überhaupt da. Ganz liebe Grüsse an meine Familie und an meine Freunde. Auch dank eurer Unterstützung bin ich in der Lage, diese Herausforderung anzunehmen.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

Flavia Sutter, Gemeinderatspräsidentin der Stadt Dübendorf