Zu den Leserbriefen «Dübendorf für wenige?» von Marco Stühlinger und «Für bezahlbaren Wohnraum, aber ohne Steuerverschwendung» von Rafa Tajouri, Ausgabe vom 18. Oktober
Die FDP scheint Angst zu haben vor der Initiative «Dübendorf für alle», über die am 24. November abgestimmt wird. Die Initiative will, dass die Stadt Bauland erwirbt, um darauf bezahlbare Wohnungen zu realisieren. Dafür soll das Land im Baurecht an Bauträger abgegeben werden, die Wohnungen nach dem Kostenmietprinzip errichten. Kostenmiete heisst, dass mit diesen Wohnungen nur eine «marktübliche Rendite» und keine überrissenen Gewinne erzielt werden dürfen. Die Stadt erhält dadurch regelmässige Einnahmen in Form von Baurechtzinsen.
Fake-News Nr. 1: FDP-Gemeinderat Tajouri scheint in seinem Leserbrief den Unterschied zwischen subventionierten Wohnungen und gemeinnützigen Wohnungen nicht zu kennen. Subventionierte Wohnungen sind ganz streng geregelt und nur für Leute mit geringem Einkommen. Solche Wohnungen gibt es meines Wissens in Dübendorf nicht und sie sind auch nicht geplant. Gemeinnützige Wohnungen nach dem Kostenmietprinzip gemäss Initiative «Dübendorf für alle», sind nicht subventioniert. Wenn die Stadt das Bauland zu einem etwas günstigeren Baurechtzins abgeben will als marktüblich, kann sie das tun, muss aber nicht. Solche Wohnungen sind nicht nur für Familien oder ältere Personen mit geringem Einkommen gedacht, sondern auch für solche mit mittleren Einkommen.
Fake-News Nr. 2: Beide Leserbriefschreiber, auch der frisch gewählte FDP-Primarschulpfleger Marco Stühlinger, stellen die Stadt Zürich mit dem hohen Anteil an städtischen und genossenschaftlichen Wohnungen als abschreckendes Beispiel dar. Durch Bürokratie würde dort der Wohnungsbau behindert und der Mietpreis in die Höhe getrieben. Fakt ist, dass die mittleren Mietpreise von gemeinnützigen Wohnungen in Zürich um über einen Drittel tiefer sind als diejenigen auf dem «freien Markt». Auch hatten die gemeinnützigen Wohnungen einen kostendämpfenden Einfluss. Seit dem Jahr 2000 betrug die Mietpreissteigerung für eine Dreizimmerwohnung bei gemeinnützigen Wohnungen 22,3 Prozent, bei privaten Wohnungen jedoch 41,5 Prozent!
Einmal abgesehen davon, dass der SVP-FDP-GLP-dominierte Stadtrat bei der Umsetzung der Initiative wohl kaum stadtzürcherische Verhältnisse anstreben wird: Wenn man die Stadt Zürich als Beispiel heranziehen will, dann richtig. Ohne den gemeinnützigen Wohnungsbau wären die Mieten in Zürich zweifellos noch viel höher und auch für die meisten Mittelschicht-Familien nicht mehr bezahlbar.
Hans Baumann, Gockhausen
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