Der Stadtrat wird dazu eingeladen zu prüfen, welche Anpassungen und Investitionen nötig wären, um die Stadtbibliothek nach dem Prinzip der „Open Library“ zu betreiben, also zusätzlich zu den bestehenden regulären Öffnungszeiten unbediente Öffnungszeiten ausserhalb der Nachtruhe einzuführen.

Begründung

Die Bibliotheken von Uster und Mönchaltorf können seit der Einführung der Open Library an 365 Tagen im Jahr von 6:00 bis 22:00 besucht werden. Selbstständiges Ausleihen von Medien und Nutzung der Arbeitsplätze ist so ausserhalb der Nachtruhe jederzeit möglich.

Einzige Voraussetzung ist der Bibliotheksausweis, der ausserhalb der bedienten Öffnungszeiten gleichzeitig als Zugangsbadge für das Gebäude benutzt wird. Zusammen mit der Videoüberwachung wird so sichergestellt, dass die Hausordnung eingehalten wird.

Die Umstellung hat in beiden Gemeinden einmalig rund 50’000 CHF gekostet, einen erheblichen Zuwachs der Einschreibungen generiert (60%, bzw. 50%) und in Uster erhebliche Mehreinnahmen generiert, die die Anfangskosten bereits nach zwei Jahren gedeckt haben (Details siehe Anhang).

Würde die Stadtbibliothek Dübendorf nach demselben Prinzip geführt werden, wäre sie in einer regulären Woche zusätzlich 70 Stunden für die Bevölkerung verfügbar – ohne, dass dafür zusätzliches Personal für den Betrieb beschäftigt werden müsste.

Der Bibliotheksausweis würde dadurch an Attraktivität gewinnen und die Stadtbibliothek würde als Ort des Lernens gestärkt werden. Die Umstellung wäre eine vergleichsweise kleine Investition in die Standortattraktivität der Innovationsstadt Dübendorf und könnten durch die Mehreinnahmen der Bibliothek bald gegenfinanziert werden. Diese Annahme wurde auch durch unsere Rückfragen bei den Bibliotheken der Städte Zürich und Uster gestützt: Diese haben nämlich aktuell 270, bzw. 18 aktive Kund:innen aus Dübendorf. Open Library dürfte ein wesentlicher Mitgrund sein, warum diese Personen auswärtige, jedoch gut erreichbare Bibliotheken nutzen.

Die Stadtbibliothek Dübendorf verfügt bereits über ein Selbstausleihsystem, welches einen Grossteil der Kosten für die Umstellung auf Open Library ausmacht. Gemäss Rückfrage bei der Stadtbibliothek ist man prinzipiell offen für die Weiterentwicklung in Richtung Open Library, sieht aber den Klärungsbedarf in Sachen Umbau und Sicherheit, der mit diesem Postulat adressiert werden soll. Hierzu folgen einige

Überlegungen zur Umsetzbarkeit
Die Bettlistrasse 22 aus der Vogelschau mit Direktzugängen zur Bibliothek via Bettlistrasse und Bettlipark (Google Maps)

Die Bettlistrasse 22 aus der Vogelschau mit Direktzugängen zur Bibliothek via Bettlistrasse und Bettlipark (Google Maps)

Haupthindernis für die Einführung der Open Library ist die Tatsache, dass die Stadtbibliothek aktuell nur über den Haupteingang des Gebäudes betreten werden kann. Da verschiedene Institutionen im Gebäude untergebracht sind, ergeben sich Sicherheitsbedenken gegen einen Badgezugang über diesen Weg.

Die Bibliothek verfügt allerdings über mehrere nicht genutzte Zugänge, die direkt nach draussen führen. Für die Aufrüstung mit einem Badgezugang für Open Library erscheinen drei besonders geeignet: Deren zwei führen direkt vom Parkplatz des Gebäudes in die Kinder- und Jugendabteilung der Bibliothek. Sie sind somit vom Haupteingang aus gut sichtbar und ebenerdig.

Der dritte ungenutzte Zugang führt von der Terrasse auf der Rückseite des Gebäudes zum Veranstaltungsraum (Geschichtenzeit, etc.) der Stadtbibliothek. Dieser Zugang würde die Möglichkeit bieten, die Bibliothek als öffentlichen Aufenthaltsraum in Bezug zum angrenzenden Bettlipark zu setzen. Terrasse und Bettlipark sind über einen Fussweg und eine Treppe miteinander verbunden. Allerdings ist dieser Weg nicht beleuchtet und wegen der Treppe nicht barrierefrei. Hierzu ist anzumerken, dass der Hapteingang des Gebäudes bereits heute über einen Eurokey rund um die Uhr genutzt werden kann. Es handelt sich dabei um einen Spezialschlüssel, der nur von Menschen mit Behinderung bezogen werden kann. Ein zweites solches Eurokey-Schloss am Bibliothekseingang innerhalb des Gebäudes würde die Barrierefreiheit des Angebotes auch bei dieser Variante gewährleisten.

Wir danken dem Stadtrat für die sorgfältige Prüfung unserer Anregung.

Freundliche Grüsse

David Siems, Gemeinderat Grüne, Leandra Columberg, Gemeinderätin SP und Weitere


Anhang: Ausführungen zu bestehenden Open Libraries im Bezirk Uster

Situation Stadt- und Regionalbibliothek Uster (47’000 Medien, 36’000 Bevölkerung)

Zunächst wurden versuchsweise während dreier Jahre im Winter jeweils 12 offene Sonntage à vier Stunden eingeführt, was bei der Bevölkerung sehr gut ankam.

Die Kosten für die Umstellung betrugen insgesamt 50’000 CHF, wobei allein 20’000 CHF für die Überwachungstechnik aufgewendet wurden. Hierzu ist anzumerken, dass Uster zwei zusätzliche Selbstrückgabestationen (15’000 CHF) angeschafft hat.

Nutzen: Die Neuanmeldungen im ersten Jahr nach der Einführung sind im Vergleich zum Vorjahr um 60% von 700 auf 1’100 gestiegen. Diese Zahl ist stabil geblieben. Die Anzahl täglicher Besuche ist von ca. 400 auf gut 500 gestiegen und hat sich auf diesem Niveau gehalten. Die jährlichen Einnahmen der Bibliothek sind von gut 200’000 auf gut 250’000 CHF gestiegen. Heute entsprechen also die Mehreinnahmen eines einzigen Jahres bereits der ursprünglichen Investition für die Umstellung auf Open Library.

Probleme gibt es nur vereinzelt: Einmal hat jemand Krümel an seinem Platz verteilt, ein anderes Mal hat jemand einige Bücher versteckt. Es kam auch schon vor, dass jemand laut gewesen ist. Dank Überwachungskameras (zu denen der Leiter rät) gäbe es mit 99% der Besucher:innen keine Probleme.

Die Bibliothek Uster ist gut doppelt so gross wie jene in Dübendorf und hat eine gewisse Zentrumsfunktion.

Situation Bibliothek Mönchaltorf (9’000 Medien, 4’200 Bevölkerung)

Die Räume der Bibliothek Mönchaltorf sind in Sachen Open Library mit Dübendorf vergleichbar: Auch hier gibt es einen Haupteingang zum Gebäude (Mönchhof) und einen weiteren Eingang zur Bibliothek.

Kosten: Beide Zugänge mussten mit einem Badgesystem (rund 11’000 CHF) ausgerüstet werden. Der Löwenanteil der Kosten (ca. 50’000 CHF) entstand für die Umrüstung auf Selbstausleihe, welche in Dübendorf ja bereits implementiert ist.

Nutzen: Seit der Einführung haben die Neueinschreibungen um 50% zugenommen und sich auf diesem Niveau gehalten. Die Bibliothek ist zu einem beliebten Treffpunkt innerhalb des Dorfes geworden.

Probleme gab es bislang keine. Es hiess, man hätte in Mönchaltorf im Prinzip ganz auf die Überwachungskameras verzichten können.

Situation Gemeinde- und Schulbibliothek Egg (16’600 Medien, 8’800 Bevölkerung)

Egg hat das Konzept Open Library nur teilweise umgesetzt. Die regulären Öffnungszeiten sind mit sechs Tagen pro Woche à drei Stunden sehr kurz. Dazu kommen nun einige zusätzliche unbediente Stunden. Die Öffnungszeiten sind weiterhin uneinheitlich und deutlich kürzer, als es mit dem Open Library-Prinzip möglich wäre.