Update: Das Postulat wurde mit 32 JA- zu 4 NEIN-Stimmen an den Stadtrat überwiesen. Wir danken allen Ratsmitgliedern für ihre JA-Stimme.
Zuerst einmal möchte ich mich bei allen bedanken, die etwas zu diesem Vorstoss beigetragen haben – mit ihren kritischen Anmerkungen zu den Entwürfen oder mit ihrer Unterschrift unter den fertigen Text. Und natürlich auch bei den Verantwortlichen der diversen Bibliotheken hier in der Region, welche mir geduldig Auskunft gegeben haben.
Ich zäume das Pferd von hinten auf und zähle mal auf, worum es bei diesem Postulat heute nicht geht: Es geht nicht darum, neue Angebote in der Bibliothek zu schaffen und es geht auch nicht darum, neue, wiederkehrende Ausgaben zu ermöglichen – auch nicht in Form von Stellenprozenten. Falls Sie irgendetwas anderes gehört haben: Bitte vergessen, das ist nicht das Thema.
Es geht darum, einmalig etwas Geld in die Hand zu nehmen, um zusätzliche, unbediente Öffnungszeiten zu ermöglichen. Dazu wird ein Badgezugang zur Bibliothek installiert, der nur mit einem gültigen Bibliotheksausweis benutzt werden kann, sowie Videoüberwachung. Selbstverleih und Selbstrückgabe haben wir in Dübendorf ja bereits.
Bei Annahme des Postulats durch den Gemeinderat würde der Stadtrat das prüfen, Bericht erstatten und dann würden wir in einer zweiten Runde über das weitere Vorgehen abstimmen.
Das sind die aktuellen Öffnungszeiten der Stadtbibliothek Dübendorf. Sie hat an drei Tagen Vormittags ab 10:00 geöffnet, an vier Tagen Nachmittags bis 6:00, beziehungsweise einmal bis 8:00 geöffnet. Über den Mittag ist sie ausser am Samstag geschlossen.
Die Grundidee hinter einer Bibliothek ist es ja, den Menschen möglichst niederschwellig Zugang zu Büchern zu ermöglichen. Für Leute, die berufstätig sind oder noch zur Schule gehen, sind diese Öffnungszeiten aber ein Hindernis.
Mit Open Library könnten die Öffnungszeiten dann zum Beispiel so aussehen: 6:00 Uhr morgens bis 10:00 Uhr abends, an sieben Tagen pro Woche. Jetzt fragen Sie sich vielleicht: Ist eine unbediente Bibliothek denn überhaupt ein Bedürfnis?
Benutzung Bibliothek Uster (OL seit 2022)
- +61% Eintritte
- 2021: 114‘340
- 2022: 138’020
- 2023: 184’485
- +61% Neuanmeldungen
- 2021: 703
- 2022: 1’147
- 2023: 1‘129
Ich zeige Ihnen das gerne am Beispiel von Uster: Open Library ist dort 2022 vollständig eingeführt worden. Die Besucherzahlen und die Neuanmeldungen für den Ausweis sind nach der Einführung um 61% angestiegen und bis jetzt auch nicht mehr abgeflacht. Ja, das Angebot ist ein Bedürfnis und wird dankend angenommen – übrigens unter anderem auch von einigen Dübendorfer:innen, die sich in der Bibliothek Uster angemeldet haben.
Finanzen Bibliothek Uster (OL seit 2022)
- +24% Einnahmen Benützungsgebühren
- 2021: 202’329 CHF
- 2022: 229’095 CHF
- 2023: 250’955 CHF
- +21% Kostendeckungsgrad ohne Beiträge Dritter
- 2021: 13.6%
- 2022: 15.1%
- 2023: 16.4%
Wie Sie hier sehen können, hat sich das Ganze auch finanziell für Uster gelohnt: Die Einnahmen aus den Benutzungsgebühren sind um 24% gestiegen und haben sich auf diesem Niveau gehalten. Die Stadt Uster musste einmalig 50’000 Franken für die Open Library investieren und das entspricht heute in etwa den jährlich generierten Mehreinnahmen.
Open Library hat sich also nicht nur innert kurzer Zeit refinanziert, sie hat sogar den laufenden Kostendeckungsgrad der Ustemer Stadtbibliothek um 21% verbessert. Heisst: Die Stadt Uster spart jedes Jahr Geld dank Open Library.
Situation Bettlistrasse

Die Bettlistrasse 22 aus der Vogelschau mit Direktzugängen zur Bibliothek via Bettlistrasse und Bettlipark (Google Maps)
Noch ein bisschen was zu Sicherheitsbedenken: Der Eingang zur Bibliothek läuft ja über das Treppenhaus der Bettlistrasse, wo auch noch andere Institutionen einquartiert sind. Die Bibliothek hat aber einige ungenutzte Direktzugänge, die man für den Badgezugang aktivieren könnte. So müsste man im Rest des Gebäudes nicht über zusätzliche Sicherheitsmassnahmen nachdenken.
Ungenutzte Zugänge Bettlistrasse
- Direktzugang Bibliothek Richtung Haupteingang
- Direktzugang Bibliothek Richtung Bettlistrasse
Hier sehen wir die beiden ungentutzten Zugänge von der Bettlistrasse.
Ungenutzter Zugang Bettlipark
- Treppe im Bettlipark (vorne) mit Weg zur Terrasse (hinten rechts)
- Terrasse mit Direktzugang Bibliothek auf der Rückseite des Gebäudes
Erwähnen möchte ich noch den möglichen Hintereingang über den Bettlipark. Hier hätten wir die Möglichkeit, die Bibliothek besser in den öffentlichen Raum einzubinden. Das öffentliche Leben findet ja eher Richtung Glattraum statt als Richtung Bettlistrasse.
Fazit
Lange Rede, kurzer Sinn: Die Innovationsstadt Dübendorf hat die Möglichkeit, mit einer kleinen, einmaligen Investition in der Grössenordnung von deutlich unter 100’000 Franken ein bestehendes Bildungs- und Informations-Angebot für die Bevölkerung aufzuwerten und gleichzeitig seine Wirtschaftlichkeit zu verbessern.
Wenn man bedenkt, dass der Ertragsüberschuss der Stadt 2024 um 7.5 Millionen Franken besser abgeschlossen hat, als budgetiert, wird klar: Wir können uns das problemlos leisten.
Geht man davon aus, dass die Stadt mittelfristig auf ein strukturelles Defizit zusteuert, wie der Finanzvorstand an der Budgetdebatte gewarnt hat, ist klar: Wir sollten uns das sogar leisten.
Denn ich frage Sie: Was ist bei einer gut gefüllten Kasse und einem sich abzeichnenden Defizit besser, als eben gezielt jene Investitionen in Angriff zu nehmen, die Einnahmen generieren oder Betriebskosten senken?
Darum bitte ich Sie, dem Postulat Open Library zuzustimmen. Für eine moderne, attraktive und wirtschaftliche Stadtbibliothek für Jung und Alt.
David Siems, Gemeinderat Grüne
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