Den täglichen Einkauf erledigen, Postkarten verschicken, Billette einkaufen, Einzahlungen machen, die Steuererklärung ausfüllen und noch vieles mehr kann man heute bequem zu Hause am Computer oder sogar unterwegs auf dem Smartphone. Deshalb ist heute eine städtische Homepage nicht mehr einfach nur eine elektronische Visitenkarte, sondern entwickelt sich Schritt für Schritt zu einer interaktiven Plattform zwischen Bevölkerung, Politik und Verwaltung. Angelegenheiten, die man bisher im Stadthaus am Schalter erledigen musste, verlagern sich mehr und mehr in den digitalen Bereich. Dieses Potential einer Website kann aber nur ausgeschöpft werden, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Nebst einer benutzerorientierten Strukturierung muss eine städtische Homepage auch schnell und einfach anzupassen sein, am besten durch die Verwaltung selber, also ohne Support von der Entwickler-Firma. Und natürlich soll eine Website für die grösstmögliche Anzahl von NutzerInnen zugänglich sein, also barrierefrei.

Eine barrierefreie Stadt bedeutet heute mehr als ein rollstuhlgängiges Stadthaus und taktile Linien am Bahnhof. Barrierefreiheit bedeutet, dass schon bei der Planung der gesamten Infrastruktur auf die Bedürfnisse aller DübendorferInnen Rücksicht genommen wird, seien das gebrechliche Personen, Eltern mit Kinderwagen oder EinwohnerInnen mit körperlicher oder geistiger Behinderung. Für eine Website bedeutet das, dass sie geräteunabhängig konzipiert wird – dass sich also der Inhalt automatisch an die Grösse des genutzten Bildschirmes anpasst und dass sie mit verschiedensten assistierenden Technologien kompatibel ist. Viele Blinde und Sehbehinderte nutzen beispielsweise sogenannte Screen Readers, also eine Vorlese-Anwendung, und haben so Zugang zur gesamten Online-Welt. Vorausgesetzt, die Entwickler denken an sie.

Deshalb haben wir den kürzlich publizierten Stadtratsbeschluss zur Genehmigung des Kredites für das Redesign unserer städtischen Website mit Interesse unter die Lupe genommen. Dem Beschluss ist zu entnehmen, dass die Stadt ein vielversprechendes Produkt der Firma i-web einkauft, bei dem alle zuvor genannten Punkte berücksichtigt werden. Wir begrüssen die Vorgehensweise, dass die Nutzer der aktuellen Homepage befragt wurden und die Ergebnisse in die Planung des vorliegenden Projektes eingeflossen sind. Wir haben uns gefreut, als wir feststellten, dass unser Anliegen der Barrierefreiheit vom Stadtrat ernst genommen und umgesetzt wird. Schon in der Interpellation zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung aus dem Jahr 2016 haben wir auf die Wichtigkeit einer gut strukturierten und barrierefreien Website aufmerksam gemacht.

So plant der Stadtrat, mit der Firma i-web an einem innovativen Pilotprojekt teilzunehmen. In Zusammenarbeit mit der Stiftung „Zugang für alle“ wird parallel zur eigentlichen Website eine barrierefreie Website konzipiert, die den gleichen Inhalt wie der herkömmliche Auftritt enthält und keinen separaten Unterhalt benötigt. Die Website soll auf einfache Art und Weise mit einem Screenreader aufrufbar sein und ohne dynamische Komponenten auskommen. Die Anwendung maximaler Farbkontraste macht das Lesen auch für Leute angenehmer, die altersbedingt nicht mehr so gute Augen haben. Die Website wird von der Stiftung „Zugang für alle“ modulweise geprüft und von i-web laufend optimiert. Mit diesem Projekt nimmt Dübendorf eine Vorreiterrolle ein und wir hoffen, dass viele andere Gemeinden unserem Vorbild folgen werden. Die Forderungen, die wir in unserem Postulat stellen, erübrigen sich mit diesem Beschluss. Daher werden wir es zurückziehen und bedanken uns für die Berücksichtigung unserer politischen Vorstösse.

Auf einen Punkt des Stadtratsbeschlusses möchte ich an dieser Stelle noch eingehen, und zwar aufs Modul „Rechtsgültige Amtspublikationen“. Dieses Modul wird auf unserer zukünftigen Website integriert sein und ermöglicht es der Stadt, die Internetseite als amtliches Publikationsorgan zu nutzen. Dass man die technischen Anforderungen dafür schafft, wenn man ohnehin dabei ist, die Website neu zu erstellen, finde ich nicht schlecht. Ich möchte aber betonen, dass es heute noch zu früh ist, die Internetseite als einziges amtliches Publikationsorgan zu nutzen. Nach wie vor informieren sich viele politisch interessierte DübendorferInnen ausschliesslich via offline-Medien. Auch wenn Computer und Internet immer wichtiger werden, sollen ein Leben und ein Mitbestimmen ohne digitale Medien immer noch möglich sein.

Wie erwähnt, wir freuen uns, dieses Postulat zurückziehen zu können und sind gespannt auf den neuen Web-Auftritt von Dübendorf. Wir hoffen, dass die Barrierefreiheit auch bei zukünftigen Projekten von Anfang an berücksichtigt wird, sodass wir uns zu einer Stadt entwickeln, in der sich alle so frei wie möglich bewegen können, sei dies in der digitalen oder in der analogen Welt.

Brigitt Kast, Grüne Fraktion