Beim geplanten Abkommen mit den Mercosur-Staaten gäbe es auf beiden Seiten nur Verlierer – eine klassische Lose-lose-Situation.
Nachdem der Nationalrat in der ersten Woche der Herbstsession der Abschaffung der Industriezölle zugestimmt hat, drängen sich Fragen nach zukünftigen Freihandelsabkommen unter anderem mit den Mercosur-Staaten wieder auf. Da die Schweiz bei Freihandelsabkommen in Bezug auf Industriezölle nichts mehr offerieren kann, steigt der Druck auf die Agrarzölle, wodurch die Landwirtschaft massiv unter Druck gerät, wenn es darum geht, bessere Bedingungen für die übrige Wirtschaft zu erzielen. Was Zollsenkungen bei Agrarprodukten bedeuten, wissen wir alle: Der Detailhandel und die Gastronomie bedienen sich bei günstigen Tierprodukten aus dem Ausland, inländische Produkte sind kaum mehr konkurrenzfähig.
In Brasilien bewirtschaftet ein Prozent der Grossbauern die Hälfte der Anbauflächen. Das Abkommen wird diese Kluft zusätzlich vergrössern.
«Landkonzentration, Landnahmen und Enteignungen sind in fast allen Mercosur-Ländern weit verbreitet», sagt Caroline Dommen, Autorin einer Studie von Alliance Sud, dazu. Durch den verstärkten bilateralen Handel mit Agrarprodukten würde zudem gemäss Schätzungen der Ausstoss klimaschädlicher Emissionen um 15 Prozent zunehmen. Ein weiteres Problem liegt in der ungleichen Landverteilung Brasiliens. Dort sind 80 Prozent der Farmen Kleinbauernbetriebe, sie besitzen jedoch nur 24 Prozent des verfügbaren Ackerlandes. Im Gegenzug bewirtschaftet ein Prozent der Grossbauern die Hälfte der Anbauflächen. Das Abkommen wird diese Kluft zusätzlich vergrössern. Ausserdem wurden während der Regierung von Brasiliens Ex-Präsident Lula da Silva Anstrengungen unternommen, ein Nebeneinander von Gross- und Kleinbauern zu ermöglichen. «Es gab einen Markt für beides, da man erkannte, dass die Kleinbauern wichtig für Land und Umwelt sind», erklärt die Schweizer Forscherin Elisabeth Bürgi Bonanomi. Das hat sich mit der Regierung Bolsonaro geändert, da dieser den Fokus aufs Agrobusiness legt und der Unterstützung der Kleinbauern keinerlei Bedeutung mehr beimisst.
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