Einigen bleibt die letzte Gemeinderatssitzung wohl länger im Gedächtnis als anderen. Durch einen kurzen, aber lautstarken Unterbruch haben die Klimaaktivist*innen auf die Klimakrise aufmerksam gemacht. Dass diese Form der politischen Partizipation im Widerspruch zu unseren Gepflogenheiten, unserer Geschäftsordnung steht, ist klar. Das Vorgehen der Sitzungsleitung war dementsprechend auch gerechtfertigt und die Massnahmen wurden korrekt umgesetzt. Wir Grünen stimmen auf der einen Seite den Aktivist*innen zu: Sie sollen sich gehör verschaffen, Politiker*innen auf die Klimakatastrophe aufmerksam machen können. Auf der anderen Seite betrachten wir die Reaktion und Intervention der Ratspräsidentin und weiteren als gerechtfertigt. Uns ist klar, dass wir uns da scheinbar in einem Widerspruch befinden.

Wir als Grüne Gemeinderäte und Gemeinderätinnen setzen uns im Parlament primär mit politischen Entscheiden auseinander, hin und wieder auch mit welchen, die die Klimakrise betreffen. Dabei sehen wir, dass noch viel zu wenig unternommen wird, um die Klimakrise zu bekämpfen. Auch im Dübendorfer Gemeinderat wird immer noch die Gefahr unterschätzt oder gar negiert. Aus diesem Grund sind friedliche Aktionen des zivilen Ungehorsams wichtig und richtig, um auf die Katastrophe aufmerksam zu machen, in der wir bereits sind.

Die Klimakrise ist jetzt und sie ist keine Gefahr wie andere. Wir können als Individuen die Wahrscheinlichkeit des Auftretens oder ihre Auswirkungen auf individueller Ebene wenig beeinflussen. Im Gegensatz dazustehen viele Alltagsgefahren, zum Beispiel einen Skiunfall zu haben. Die Wahrscheinlichkeit eines Skiunfalls können wir verringern – langsam fahren – und dessen Auswirkungen im Falle, dass es so weit kommt, reduzieren – Helm tragen. Ebenfalls können wir nicht auf eine glückliche Fügung hoffen oder darauf, dass es schon irgendwie gut geht. Es gibt auch keine kleine Gruppe von Personen, die die Klimakrise bewältigen kann.  Anders als bei der Gefahr eines Atomkriegs während des Kalten Krieges gibt es kein rotes Telefon, über welches man den Krieg noch hätte abblasen können oder Personen in der Befehlskette, welche den vermeintlichen Nuklearschlag noch als Fehlalarm einstufen können. Die Bekämpfung der Klimakrise muss jetzt geschehen, denn sie ist schon im Gange. Sie muss umfassend geschehen, weil wir global unseren CO2 Ausstoss senken müssen und wir in der Schweiz müssen eine Vorreiterrolle einnehmen, weil wir die Mittel haben und unverhältnismässig viel zur Krise beitragen.

Solange wir unsere Verantwortung nicht wahrnehmen, ist friedlicher ziviler Ungehorsam ein legitimes Mittel.

Julian Croci, Gemeinderat Grüne