„Man kann die Steuersenkung wie eine Dividendenausschüttung verstehen“, Ausgabe Glattaler vom 30. September

Dübendorf hat die Rezertifizierung zur Energiestadt bestanden. Bei diesem Verfahren werden vom Trägerverein Energiestadt in einem Turnus von vier Jahren die Aktivitäten bezüglich des Klimaschutzes, der Verwendung von erneuerbaren Energien sowie der Förderung einer umweltverträglichen Mobilität bewertet. Ab einer Bewertung von 75 Prozent werden die Gemeinden mit dem Gold-Label ausgezeichnet. Etliche Städte wie Zürich, Uster, Winterthur, Bülach, Wallisellen und Schlieren haben diese Auszeichnung bereits erhalten. Dübendorf jedoch schloss mit einem Ergebnis von 71,3 Prozent sogar schlechter ab, als vor vier Jahren und verpasst damit einmal mehr das Gold-Label. Bei fünf der sechs Themen lag der Durchschnitt über 76 Prozent, bei den kommunalen Gebäuden und Anlagen hingegen schloss Dübendorf mit mageren 41 Prozent ungenügend ab.

Zu den kommunalen Gebäuden und Anlagen gehören auch die Photovoltaikanlagen. Der Gemeinderat hat schon 2013 dem Stadtrat eine Motion überwiesen, welche die Prüfung und sofern sinnvoll den Bau solcher Anlagen auf städtischen Gebäuden verbindlich festlegt. Gemäss einer Antwort des Stadtrates vom 11. Februar 2021 auf eine Motion liegt die Verantwortung für die Umsetzung dieses Auftrages beim Departement von Martin Bäumle (GLP/GEU). Bisher wurden Solaranlagen bei 14 Gebäuden als rentabel ausgewiesen, doch bis heute wurde keine einzige realisiert. Mit diesem mageren Leistungsausweis kann man bei den erneuerbaren Energien von kommunalen Gebäuden und Anlagen nicht auftrumpfen. Als Mitglied der GLP/GEU finde ich es umso störender, dass dieser Missstand im Verantwortungsbereich eines Stadtrates der eigenen Partei liegt!

Die Energiestadt ist eines von 20 Themen und Projekten der Stadtentwicklung von Dübendorf. Auch in anderen Projekten scheint die Stadtentwicklung langsam voranzuschreiten. Trotz einer seit Jahren regen Bautätigkeit werden die erforderlichen Infrastrukturanpassungen wie etwa der Ausbau der Schulhäuser nur zögerlich umgesetzt. Umso mehr erstaunt, dass Martin Bäumle nun den Steuersatz temporär reduzieren möchte. So ein Begehren ist kurz nach der Annahme der Schuldenbremse, welche er stark vertreten hatte und welche eine Steuererhöhung nur schwer zulässt, nicht nachvollziehbar. Würde man alle fälligen Projekte und Infrastrukturanpassungen – und dazu gehören seit der Krise mit Russland sicher auch alle Photovoltaikanlagen – als offene Schulden ausweisen, wäre die Erfolgsrechnung der Stadt Dübendorf keinesfalls so positiv. Mit der Schuldenbremse wollte man verhindern, dass man der nächsten Generation Schulden hinterlässt. Ob die nächste Generation dann zufriedener ist, wenn man ihr eine sanierungsbedürftige Stadt übergibt, ist zu bezweifeln.

Jürg Allemann, Dübendorf