Erklärtes Ziel der Ecopop-Initiative ist der Schutz unserer natürlichen Umwelt, aber wird dieses mit den vorgeschlagenen Mitteln erreicht? Schauen wir die Zahlen des Bundesamtes für Statistik an! Demnach lebten Ende 2012 8’039’100 Personen in der Schweiz, während es 2013 8’139’600 waren. Von dieser Zunahme entfallen 17’800 Personen auf den Geburtenüberschuss (Geburten – Todesfälle) und 87’100 Personen auf den Wanderungssaldo (eingewanderte – ausgewanderte Personen).[1] Dieser Wanderungssaldo entspricht einer Bevölkerungszunahme von 1,08%. Wäre die Ecopop-Initiative mit Beschränkung dieser Zunahme auf 0,2% bereits in Kraft gewesen, hätten nur 16’078 Personen einwandern können und 2013 hätten somit 8’072’978 Personen in der Schweiz gelebt. Das sind lediglich 0,8% weniger, als es tatsächlich der Fall war.

Und deren Lebensstil hat sich nicht geändert: Heute nimmt jeder Bewohner der Schweiz 5 statt der weltweit zur Verfügung stehenden 1,8 Hektaren in Anspruch, hat also einen 177% zu hohen ökologischen Fussabdruck.[2] Selbst wenn man davon ausgehen würde, dass dieser bei einer Beschränkung der Einwohnerzahl im gleichen Mass abnimmt, wären diese 0,8% nicht mehr als ein Tropfen auf dem heissen Stein. Weniger Bevölkerungsdichte bedeutet dabei nicht zwangsläufig einen kleineren Fussabdruck: So hinterlassen die USA mit 6 Mal weniger Einwohnern pro Quadratkilometer einen 1,6-fach höheren Fussabdruck als die Schweiz.[3] Dies zeigt eindrücklich, dass nicht die Zahl der Einwohner, sondern der Ressourcenverbrauch pro Kopf entscheidend ist. Sofern wir das Ziel, eine einzige Erde zu beanspruchen, wirklich erreichen wollen, kommen wir nicht darum herum, unsere Art zu leben und uns zu bewegen grundsätzlich zu überdenken und damit bei uns selbst zu beginnen.

Europäische Länder, aus denen über 80% der Zuwanderer kommen[4], leben auf ähnlich grossem Fuss wie die Schweiz[5]. Dies bedeutet, dass eine Beschränkung dieser Zuwanderung einem ökologischen Nullsummenspiel gleichkommt. Dafür wird aber die erfolgreiche bilaterale Zusammenarbeit der Schweiz mit der EU aufs Spiel gesetzt.

Anders sieht es bei den Ländern der sogenannten dritten Welt aus: Die Einwohner der Länder mit den tiefsten Einkommen (20% der Weltbevölkerung) beanspruchen nur 1,2 Hektaren pro Kopf.[6] Es ist anmassend, den Bewohnern dieser Länder Mässigung vorschreiben zu wollen. Vielmehr sollte die Schweiz ihrer humanitären Tradition nachkommen, ihre Grenzen und Herzen für notleidende Menschen öffnen und diese Länder auf dem Weg in eine friedliche und wohlhabende Zukunft unterstützen. Erst wenn Menschen sicher sein können, dass ihre Zukunft auch sonst gesichert ist, können sie auf eine grosse Zahl von Kindern verzichten. Bis dies der Fall ist, nützen alle gutgemeinten Vorträge und die grosszügige Abgabe von Kondomen nichts.

Beat Hess, Grüne Dübendorf

Quellenangaben

[1] http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/01/02/blank/key/bevoelkerungsstand.html, http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/01/06/blank/key/01.html

[2] http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/21/03/01.html

[3] http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_sovereign_states_and_dependent_territories_by_population_density

[4] http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/01/07/blank/key/02/01.Document.20661.xls

[5] http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/21/03/01.parsys.45464.PhotogalleryDownloadFile1.tmp/kwb21.05.pdf

[6] http://www.footprintnetwork.org/images/uploads/NFA_2010_Results.xls