Was passt besser zum Fest der Liebe, als ein wenig Angst und Hass gegen traumatisierte Kriegsflüchtlinge zu verbreiten? Eigentlich so ziemlich alles. Doch während dem die Liebe eben nur einmal im Jahr gefeiert wird, ziehen Angst und Hass das ganze Jahr hindurch. Das wird man sich wohl auch bei der SVP Dübendorf gedacht haben, als man den im Titel erwähnten Leserbrief aufsetzte. Vor welchen „negativen Auffälligkeiten“ der Asylsuchenden unsere Kinder genau beschützt werden müssen, überlässt man wohl bewusst der Fantasie des Lesers. Ängste sind ja sehr individuell.

Diese persönlichen Ängste mit Argumenten zu zerstreuen, ist fast unmöglich. Darum versuche ich es gar nicht erst. Stattdessen möchte ich darauf hinweisen, dass vor drei Wochen mit Guy Parmelin ein zweiter SVP-Politiker in den Bundesrat gewählt wurde. Parteikollege Ueli Maurer hätte bei der Departementsverteilung die Gelegenheit gehabt, das Justizdepartement zu übernehmen und die „verfehlte“ Asylpolitik zu korrigieren. Als amtsälterer Bundesrat hätte er dies sogar gegen den Willen von Simonetta Sommaruga tun können. „Ich bin zu alt, um Departemente zu übernehmen, auf die ich keine Lust habe“, verkündete Maurer damals an einer Pressekonferenz.

Verständlich: Das Asylwesen so umzugestalten, wie sich die SVP das vorstellt, ist beinahe unmöglich. Und wenn Maurer es doch hinbekommen hätte, hätte seine Partei ihr einziges Dauerthema und damit jede Menge Wählerstimmen verloren.

Aus demselben Grund hat die Bundeshausfraktion der SVP wohl „keine Lust“, mehr Geld für humanitäre Projekte in Krisengebieten auszugeben, obwohl die Parole „Mehr Hilfe vor Ort“ die Standardantwort der SVP auf die Frage ist, wie das Asylproblem denn zu lösen sei.

Man hat als Bürger dieses Landes viele Möglichkeiten, einen Beitrag an die Lösung unserer Probleme zu leisten. Unterstützt man aber eine Partei, die von diesen Problemen profitiert, ohne Verantwortung zu übernehmen, so kann man sicher sein, dass sie niemals gelöst werden.

David Siems, Vorstandsmitglied Grüne Stadt Dübendorf