Haben Sie mitbekommen, dass 2022 schon wieder Wahlen sind? Obwohl die Dübendorfer Bevölkerung in diesem Jahrhundert bereits fünf Mal gewählt hat, zuletzt 2014 und 2018, will der rot-grüne Stadtrat den Volkswillen einfach nicht respektieren und bittet uns schon wieder an die Urne. Ein Skandal!

Spass bei Seite. Mich ärgert die Diskussion um Tempo 30. Nicht, dass wir sie führen oder wie die Abstimmung ausgegangen ist. Es ist die Art, wie sie geführt wird. Es ist nicht undemokratisch, ein Thema nach acht Jahren wieder an die Urne zu bringen. Meinungen verändern sich mit der Zeit. Wäre es nicht so, müssten wir auch keine Wahlen abhalten. Den „Volkswillen“ gibt es nicht. Jede/r kann für sich selber denken, sich eine eigene Meinung bilden. Und diese Meinung darf er oder sie auch behalten und weiter vertreten, wenn sich in einer Abstimmung eine andere Meinung durchsetzt. Alles andere ist undemokratisch.

Was ich als Grüner aber wirklich nicht mehr hören kann, sind die Hasstiraden gegen den „rot-grünen“ Stadtrat. Die SP stellte zuletzt vor 20 Jahren einen Stadtrat, wir Grünen hatten noch nie einen. Überhaupt wurde unsere Partei erst vier Jahre nach der ersten Abstimmung über Tempo 30 gegründet. Trotzdem druckt diese Zeitung Leserbrief um Leserbrief ab, in dem etwas anderes behauptet wird.

Es mag sein, dass es im nationalen Diskurs üblich ist, dass die SVP und ihr Dunstkreis alle Andersdenkenden in einen Topf wirft und dämonisiert (auch das spricht übrigens Bände über ihr Demokratie-Verständnis). Diese Behauptung ist aber trotzdem schlichtweg falsch. Für sich selber beansprucht man Faktenfreiheit, allen anderen will man nicht einmal Meinungsfreiheit einräumen. Was für eine Doppelmoral.

David Siems