Warum die Pandemie zu einem weniger umweltbewussten Konsum geführt hat als erhofft.
Begeistert war ich, geradezu euphorisch. Ich schrieb von Hofläden, die Hochkonjunktur verzeichneten, Direktvermarktungsbetrieben, die sich vor Anfragen kaum retten konnten und den Grossverteilern, die aufgrund des eingeschränkten Imports auch grösser kalibriertes Gemüse wie Kohl und Karotten ins Sortiment aufnahmen. Das war meine Kolumne im Juli 2020, eine Ode an den nachhaltigen Konsum, der dank Corona Aufwind erhielt und durch die Besinnung auf die Herkunft unserer Nahrungsmittel befeuert wurde. Ein Ausblick auf eine Ernährung der Zukunft, die vermehrt auf lokal Produziertes setzt und alles verwertet, was auf dem Acker wächst, unabhängig von Normgrössen und Farbgebung.
Und ich war nicht die einzige Unke, die da von einem Umdenken rief. Auch im Food Trend Report von Hanni Rützler liest man von mehr Regionalität. Wir essen künftig nicht nur für die eigene Gesundheit und das gute Gewissen, sondern für die Gesundheit des ganzen Planeten und die Ernährungssicherheit künftiger Generationen, heisst es da. Wir setzen zukünftig ganzheitlich auf soziale und ökologische Nachhaltigkeit, Genuss und Wohlbefinden. Wow, denke ich beim Lesen dieser Zeilen und versuche mich daran zu erinnern, ob ich in letzter Zeit grösseres Gemüse bei unseren Detailhändlern entdeckt habe oder im Hofladen eine begrenzte Verfügbarkeit bestimmter Produkte bemerkt hätte. Weder ersteres noch zweiteres ist der Fall, doch von solch anekdotischen Evidenzen lasse ich mich nicht irreführen – die Statistik zum Fleisch- und Tierproduktekonsum im Jahr 2020 muss her und lässt mich leer schlucken.
Ein erster Vorschlag an den Detailhandel: Aufgrund des Hochwassers wird Schweizer Gemüse und Obst dieses Jahr knapp. Wie wäre es, die Kalibergrössen und Normen erneut auszuweiten, um den Bauern möglichst die gesamte Ernte abnehmen zu können? Dass es die Konsumierenden kaufen, hat das letzte Jahr ja bewiesen.
Meret Schneider, Nationalrätin Grüne Kanton Zürich
Schreibe einen Kommentar