Der Aushandlungsprozess im Parlament sei lebendiger denn je, sagt Stadtratskandidat Ivo Hasler (SP, neu). Er findet aber, dass die familienergänzende Betreuung in Dübendorf zu teuer ist.

Herr Hasler, falls Sie gewählt werden: Welche Themen setzen Sie in den nächsten vier Jahren auf Ihre politische Agenda?

Ivo Hasler: Eine Stadtentwicklung, die Platz für alle Bevölkerungsschichten hat. Ein Sozialamt, das Menschen in Not und dem Personal mit Respekt begegnet. Ein guter Bildungsplatz für unsere Kinder mit genug Schulraum und ein klimaneutrales Dübendorf bis 2035.

Was mögen Sie an Dübendorf, und was nicht?

Mir gefällt das Gegensätzliche unserer Stadt. Der Aushandlungsprozess, gerade im Parlament, ist lebendiger denn je. Es herrscht keine faule Einigkeit, sondern es muss mit guten Argumenten für die bestmögliche Lösung gekämpft werden. Das sich ganze Bevölkerungsgruppen, zu denen auch viele ältere Menschen gehören, Dübendorf bald nicht mehr leisten können, bedroht unsere Vielfalt und gefällt mir gar nicht.

Braucht Dübendorf eine Schuldenbremse, um sich künftige Investitionen leisten zu können? Oder wird damit die Entwicklung der Stadt verhindert?

Wir brauchen umsichtige politische Arbeit und keine bürokratischen Instrumente. Wenn solche Ausgabenguillotinen wichtige Investitionen – etwa in Schulraum – verhindern, hemmt das die Entwicklung unserer Stadt empfindlich.

Tempo 30 im Zentrum, Tempo 50 in den Quartieren: Ist die Dübendorfer Verkehrspolitik gescheitert?

Das Verkehrschaos auf der Bahnhofstrasse nach der hitzigen Tempo-30-Debatte ist ausgeblieben. Der Verlust der gewohnten Fussgängerstreifen just im Moment der Abstimmung hat auch Tempo-30-Befürworter vor den Kopf gestossen. Ich bin trotz der Ablehnung der Initiative überzeugt, dass sichere Schulwege und attraktive Strassenräume – sprich eine moderne Verkehrspolitik – Rückhalt in der Bevölkerung haben.

Ist der Innovationspark Fluch oder Segen für Dübendorf?

Ein fortschrittlicher Forschungsplatz in Dübendorf ist eine gute Sache. Die zusätzlichen 14000 Arbeitsplätze und der daraus resultierende Mobilitätsbedarf bedingt, dass das ganze Mitarbeiterspektrum hier auch Wohnraum findet.

Dübendorf wächst und wird immer mehr verdichtet. Welche Massnahmen müssen getroffen werden, damit die Stadt für die Einwohner lebenswert bleibt?

Für Planungsmehrwerte müssen echte Gegenleistungen eingefordert werden. Gute Architektur und Landschaft, nachhaltiger Umgang mit Ressourcen und Massnahmen zur Erhaltung der Quartierdurchmischung und zahlbarem Wohnraum müssen zum Standard gehören, wenn neu geplant wird. Der stadteigene Bodenbesitz muss dringend erhöht erhöhen.

Eine Untersuchung hat Missstände in der Abteilung Soziales aufgedeckt. Müssen nun auch die anderen städtischen Abteilungen durchleuchtet werden?

Der breite Katalog an Empfehlungen, den die Untersuchung hervorgebracht hat, muss meiner Meinung nach in die vom Stadtrat initiierte, laufende Leistungsüberprüfung der Verwaltung mit einfliessen. Auch der politische Apparat selbst sollte sich diesbezüglich kritisch hinterfragen.

Tut die Politik genug für das heimische Gewerbe?

Ein Problemfeld ist, wo sich morgen in Dübendorf überhaupt noch Gewerbe niederlassen kann. Wenn Gewerbler zu moderaten Mietzinsen in Dübendorf bleiben können, anstatt von weit ausserhalb zuzufahren, wird dies auch den Binnenverkehr positiv beeinflussen. Es kann nicht sein, dass in Erdgeschossen nur noch gewohnt wird, weil dies mehr Rendite abwirft.

Wie steht es um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie?

Bei der familienergänzenden Betreuung ist Dübendorf eine Hochpreisinsel. Die Beitragsskala in den Kitas muss angepasst werden. Ein kostenlose Mittagsbetreuung in der Schule würde die Schwelle für alle sozialen Schichten senken und hat auch eine Integrative Wirkung.

Mit 30 000 Einwohnern ist Dübendorf eine kleine Grossstadt. Reicht das Freizeit- und Kulturangebot oder muss nachgebessert werden?

Wenn der Franken für das Nachtessen nach dem Kinobesuch in Dübendorf ausgegeben werden soll, muss sich das Freizeit- und Kulturangebot unserer Stadt weiterentwickeln. Das Kino Orion muss langfristig gesichert werden. Ein Hallenbad ist überfällig.

Aufgezeichnet: Thomas Bacher