Die Jubiläumssitzung unseres Gemeinderates hat dank den breiten behandelten Themen einen recht guten Überblick darüber vermittelt, wie die Politik von Dübi tickt. Wer neu zugezogen und politisch interessiert ist, sollte sich die Sitzung unbedingt auf YouTube anschauen.

Für manche unserer Nachbarn ist es zum Beispiel unzumutbar, ihr Auto unter statt neben einem unserer Einkaufszentren zu parkieren. Oberirdische Parkplätze sind darum ein verbissen verteidigtes Heiligtum in Dübendorf, selbst wenn es ringsherum ausreichend Tiefgaragen gibt und der knappe öffentliche Boden im Zentrum deutlich sinnvoller genutzt werden könnte.

Ein anderes typisches Kuriosium: Die Haltung zu Tempo 30, demonstriert am Beispiel der Hermikonstrasse. Eine kleine Nachbarschaft von vier Parteien forderte für sich eine Minizone von etwa 100 Metern. Was in der Kernstadt als überrissenes Partikularinteresse abgeschmettert wurde, ist an der selben Strasse im nahen Hermikon seit vielen Jahren selbstverständlich. An Tempo 30-Zonen in dünnbesiedelten Aussenwachten stört sich in Dübendorf niemand. In der dichtbesiedelten Kernstadt, wo viele Menschen unter Lärm und Unfallgefahr leiden, sind sie Anlass für Brandreden und Volksinitiativen.

Wer aber wegen seines Alters oder Behinderung die Fahrtauglichkeit verliert und auf den Bus angewiesen ist, ist auch das grenzenlose Verständnis für sein Bedürfnis nach Mobilität los: Die rechtswidrig verschlafene Anpassung der Dübendorfer Bushaltestellen bedeutet für diese Menschen, dass sie unzugängliche Haltestellen entweder durch zeitraubende Umwege meiden oder aber ihre Fahrten zwei Stunden im Voraus bei einem Shuttleservice anmelden müssen. Dafür sollen sie nach dem Willen des Gemeinderates auch in Zukunft den vollen Ticketpreis bezahlen.

Die Beispiele zeigen: Die Wohnadresse und das bevorzugte Verkehrsmittel entscheiden in Dübendorf darüber, ob man von der Politik hofiert oder ignoriert wird.

David Siems, Dübendorf