Guten Abend

Ich darf im Namen des Initiativkomitees Stellung nehmen zu unserer Volksinitiative „Rettet die Bienen“. Vielen Dank. Ich habe heute also eine Doppelrolle, da ich auch im Gemeinderat sitze und über die Initiative abstimmen kann. Gerne nutze ich die Redezeit, um die Gründe zu erläutern, warum wir von den Grünen Dübendorf diese Initiative eingereicht haben.

Zuerst eine kleine Begriffsklärung, damit wir wirklich wissen, wovon wir sprechen: Der Unterschied zwischen Artenvielfalt und Biodiversität ist folgender: Artenvielfalt ist eine Unterkategorie von Biodiversität. Biodiversität = biologische Vielfalt = gesamte Vielfalt des Lebens. Die Biodiversität umfasst hauptsächlich drei Ebenen: Die genetische Vielfalt, die Artenvielfalt sowie die Vielfalt der Ökosysteme. Unsere Initiative verlangt Förderung der Biodiversität auf Gemeindegebiet, dafür soll ein Rahmenkredit bewilligt werden.

Warum fordern wir das? Warum ist Biodiversität wichtig? Ihr Wert besteht unter anderem in den untenstehenden Punkten. Diese und die nächste Auflistung stammen von der Homepage von Birdlife Schweiz, dem nationalen Naturschutzverband.

  • reiches Erbe aus 3-4 Mia. Jahren Geschichte
  • Existenzrecht der gewachsenen Natur, der Arten, der Gene und der Ökosysteme
  • Biodiversität tut gut: sie bringt Freude und Erholung
  • Ernährung: 70’000 essbare Pflanzenarten bekannt, 7’000 Arten genutzt, 150 Arten gezüchtet (genetische Vielfalt!)
  • Medizinische Versorgung: 118 der 150 wichtigsten Medikamente basieren auf natürlichen Wirkstoffen.
  • Baumaterialien
  • Energieträger
  • Schlüsselarten: Bestäubung, Schädlingskontrolle, Abbau von organischem Material und Schadstoffen
  • Ökosysteme halten die Stoffkreisläufe dieser Erde aufrecht: Kohlenstoff, Sauerstoff, Stickstoff, Phosphor, Calcium etc.
  • Sie spielen im Wasserkreislauf eine wichtige Rolle und sorgen für sauberes Trinkwasser
  • Ökosysteme prägen das Klima lokal und global
  • Die genetische Vielfalt ist Versicherung gegenüber Umweltveränderungen

Wie wir von der Wissenschaft hören, schwindet die Biodiversität. Auch in der Schweiz. Hier sind einige Gründe dafür:

  • Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung
  • Zerstückelung der Lebensräume
  • Überbauung wertvoller Lebensräume
  • Invasive Arten
  • Starke Beeinträchtigung der 65’000 km Fliessgewässer der Schweiz
  • Stoffeinträge (hormonaktive Substanzen, Nährstoffe)
  • Freizeitaktivitäten bis in die hinterste «Wildnis»
  • Klimawandel

Aus der Sicht der Grünen Dübendorf ist es höchste Zeit, dass auch unsere Stadt ihren Beitrag leistet und wir unsere Möglichkeiten ausschöpfen, um die Biodiversitäts-Krise abzumildern.

Die Gemeinden rund um den Greifensee haben allesamt Beträge gesprochen für die Förderung der Biodiversität, hier sehen Sie eine Übersicht. Wenn Dübendorf hier mitzieht und wenn dann noch das geplante Naturnetz Greifensee-Glattal zustande kommt, dann haben wir gute Chancen, unsere schönen natürlichen Lebensräume in der Region aufzuwerten. Ich bin sehr dankbar, dass wir den wunderschönen Greifensee vor unserer Haustür haben. Dieses Natur-Paradies ist aber sensibel und muss verstärkt geschützt werden.

Heute stimmen wir hier im Gemeinderat über die Initiative „Rettet die Bienen“ ab. Im Vorfeld der Gemeinderatssitzung kam oft die Frage auf: Warum nur Geld sprechen und keine konkreten Projekte fordern? Grundsätzlich sind eine Vielzahl von Massnahmen erforderlich, um die Biodiversität zu verbessern. Wie die geforderten Mittel am effektivsten eingesetzt werden können, lässt sich nicht ohne detaillierte Kenntnisse der Situation vor Ort und den Beizug von Fachleuten definieren. Wir sind nicht vom Fach, wir sind weder Biologinnen noch Umweltwissenschafter, darum überlassen wir das Definieren der Massnahmen lieber den Fachleuten.

Wer kann diese Massnahmen planen und umsetzen?

Aus unserer Sicht ist das entweder ein Umweltbüro, das die Stadt engagiert, zum Beispiel die Stiftung SWO, die auch jetzt schon für die Stadt Aufträge ausführt. Oder idealerweise stockt die Stadt das Pensum der Naturschutzbeauftragten aus und diese Person übernimmt diese Aufgabe. Aus der Antwort des Stadtrates auf das Postulat von Andrea Brühlmann geht aber hervor, dass der Stadtrat es nicht für nötig befindet, diese Stelle aufzustocken. Dieses Thema diskutieren wir aber an einer nächsten Sitzung.

Wir haben Kenntnis genommen vom Gegenvorschlag des Stadtrates und vom Gegenvorschlag der GRPK. Wir vom Initiativkomitee sind mit beiden Gegenvorschlägen einverstanden. Dass die Stadt mehr Zeit bekommt für die Ausarbeitung und Umsetzung der Massnahmen macht Sinn, dafür haben wir Verständnis. Auch mit der kleinen Umformulierung der GRPK können wir gut leben.

Ich möchte Sie bitten, der Initiative und / oder den Gegenvorschlägen zuzustimmen. Die Natur wird es Ihnen danken.

Hier noch ein Hinweis auf einen Anlass zu diesem Thema. Wir werden an diesem Anlass von den Gemeinden rund um den Greifensee hören, wie die Umsetzung der Massnahmen bei ihnen läuft.

Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Flavia Sutter, Gemeinderätin Grüne